Wie hilfreich sind Travel Blogs wirklich?-

Wie hilfreich sind Travel Blogs wirklich?

Die Reisevorbereitung von heute sieht anders aus als noch vor Jahren: Wir holen uns Inspiration von Influencer:innen, stöbern auf der Suche nach Geheimtipps durch Blogs. Aber wie hilfreich – und vor allem sicher – ist diese Art der Reiseplanung wirklich? Und wann sollte man echte Insider zurate ziehen?
 
Blogger:innen, YouTube-Vlogger:innen, Instagram-Influencer:innen oder TikTok-Stars: Sie sind über die Jahre zur bewährten Informationsquelle in allerlei Belangen geworden, werden in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv eingebunden und zur Meinungsbildung verwendet. Die Personen hinter den Screen-Aliassen teilen ihre Meinung und ihre persönlichen Erfahrungen rund um Themen wie Beauty, Lifestyle, Mode – und auch Reisen. Es macht durchaus Spaß und Reiselust, sich bei ihnen Tipps und Inspiration zu holen. Dabei steht jedoch immer die Frage im Raum: Wie verlässlich sind diese wirklich?
Real Life versus Travel Blog?-

Real Life versus Travel Blog?

Ich selbst bin vor Jahren von Österreich nach Australien ausgewandert und weiß aus persönlicher Erfahrung, wie der Alltag Down Under wirklich aussieht – sowohl als Touristin als auch als Einwohnerin. Und auch mir sind Instagram, Blogs und Co. als gelegentliche Inspirationsquelle nicht fremd. Dabei ist mir aufgefallen, dass des Öfteren falsche Tipps und Informationen an Australien-Reisende und -Interessierte weitergegeben werden.

In Australien können falsche Reiseinfos schnell in einer ungünstigen, im schlimmsten Fall auch gefährlichen, Situationen enden.

Dabei ist hier nicht die Rede von Personen, die selbst in Australien leben oder dem Kontinent seit Jahren regelmäßig Besuche abstatten. Auch kulinarische Tipps oder Hotel Reviews stellen meist kein Problem dar – im schlimmsten Fall ist man vom Besuch der empfohlenen Unterkunft enttäuscht.
Die meisten falschen oder irreführenden Blog-Reisetipps stammen von Influencer:innen, die oft nur ein paar Wochen im Land waren oder vielleicht noch gar nie selbst hier waren – und betreffen vor allem das richtige Verhalten in der Natur. Die vermeintlichen Australien-Kenner:innen handeln oft leichtsinnig und geben ihre „gefährlichen Verhaltensweisen“ – mehr dazu gleich – direkt an ihre Follower weiter.

1. Gefährliche Tipps rund ums Camping

Blogs: „In Australien darf man überall campen!“

Real Life: Stimmt (leider) nicht. Natürlich bietet Australien einige der schönsten Campingplätze der Welt für jedes Budget. Und wer gerne in der Natur ist, findet zig ausgewiesene Plätze oder Gebiete vor, die entweder kostenlos oder preiswert sind. Freies oder kostenloses Camping ist jedoch nicht überall erlaubt – und an manchen Orten somit illegal. Wer dennoch an Plätzen sein Camp aufschlägt, die Privatgrund oder Sperrgebiet sind, muss mit teuren Bußgeldern oder gar einer Strafverfolgung rechnen.

Blogs: „Campen an Flussmündungen ist wirklich toll und nicht gefährlich – hier ist man der Natur besonders nah!“

Real Life: Zwar ist man der Natur an den diversen Flussmündungen tatsächlich besonders nahe. Doch wer die australische Flora und vor allem Fauna kennt, weiß: Allzu nahe möchte man ihr nicht immer sein. Vor allem in Krokodil-Gebieten wie Far North Queensland, dem Northern Territory und Westaustralien gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Auch, wenn Travel Blogger:innen in Reiseforen Camping an Flussmündungen empfehlen, sollte man sich zur eigenen Sicherheit besser an die Sicherheitsvorschriften der Bundesstaaten halten. Denn wirklich jedes Gewässer in diesen Gebieten kann große und potenziell gefährliche Krokodile beherbergen.

Es gelten folgende Faustregeln:
✓      mindestens 50 Meter vom Wasser entfernt zelten
✓      Orte vermeiden, an denen (Wild-)Tiere trinken
✓      niemals zum Befüllen des Wassereimers o. Ä. an dieselbe Stelle am Wasser zurückzukehren
✓      Speisezubereitung, Geschirrabwasch oder andere Arbeiten nicht in der Nähe des (abschüssigen) Ufers verrichten
✓      Essensreste und (Angel-)Abfälle in Behältern außerhalb des Campingplatzes entsorgen
✓      sicherstellen, dass andere Camper keinen Abfall zurückgelassen haben

2. Blogging-Mythen rund um Australiens Nationalparks

Blogs: „Der Kakadu-Nationalpark im Northern Territory ist der größte Nationalpark Australiens.“

Real Life: Eine weniger gefährliche, dafür aber falsche Info, die immer wieder in Blogs und Onlineforen auftaucht, ist die Behauptung, der Kakadu-Nationalpark sei der größte Australiens. Denn: Seit 2021 trägt der Munga-Thirri-Simpson-Desert Nationalpark im Norden von Südaustralien – der größer als halb Tasmanien ist – diesen Titel. Eine Information, die im Internet nach wie vor schwer zu finden ist, weshalb viele Blogs diese Falschinformation weiterhin teilen.
Es ist also sinnvoll, sich bei Einheimischen und deutschsprachigen Ansprechpartner:innen vor Ort zu informieren.

Blogs: „Wir sind im Nationalpark angekommen und viele Dinge und Sehenswürdigkeiten, auf die wir uns gefreut haben, sind gesperrt. Weiters werden großflächige Brände gelegt. Schön ist etwas anderes.”

Real Life: Wer sich mit Einheimischen unterhält, weiß schnell, was hinter diesem vermeintlichen „Reise-Reinfall“ steckt: schlechte Ortskenntnisse. Denn aufgrund von Wetterkapriolen wie Zyklonen sind Sperrungen zu bestimmten Jahreszeiten absolut üblich. Auch Landmanagement wie gelegte Brände sind eine wichtige Vorsorgemaßnahme vor Bush-Feuern in der Trockenperiode. In Australien gilt immer: Safety first! Daher werden Gegenden und Sehenswürdigkeiten für nicht Ortskundige gesperrt, wenn sie zu gefährlich werden. Mit den richtigen deutschsprachigen Ansprechpartner:innen können solche teilweise vorhersehbaren Enttäuschungen im Reiseplan umgangen werden.

3. Von A nach B: Mit dem Auto durch Australien

Blogs: „Autofahren im Campervan oder im Auto in Australien? Geht mit dem normalen Führerschein.“

Real Life: Leider falsch! In allen australischen Bundesstaaten und Territories gilt: Um ein Fahrzeug zu mieten, benötigt man einen gültigen ausländischen Führerschein in englischer Sprache. Wer einen gültigen ausländischen Ausweis in einer anderen Sprache besitzt, benötigt eine offizielle englische Übersetzung oder einen internationalen Führerschein. Wer sich hier leichtsinnig auf falsche Informationen verlässt, muss mit zwei Szenarien rechnen: Zum einen kann man üblicherweise kein Mietfahrzeug in Betrieb nehmen. Zum anderen wird das Fahren mit einem nicht gültigen Führerschein polizeilich geahndet.

Blogs: „Abenteuer Australien: Ab ins Auto und Offroad ins australische Outback sollte auf jede Bucketlist, dafür braucht ihr einfach ein wenig Fahr-Erfahrung.“

Real Life: Ein Abenteuer ist das wirklich: Wer ohne nähere Kenntnisse und jahrelange Erfahrung ins Outback fährt, kann in lebensgefährliche Situationen geraten. Die jeweiligen Bundesstaaten veröffentlichen jedes Jahr Infos zu den Risiken und Unfallstatistiken, die eine Fahrt in die Wildnis Australiens bergen kann.

Faustregeln für eine sichere Fahrt auf Sand und Strand, unbefestigten und abgelegenen Straßen:
  • Sandflächen und Strände eignen sich nur für Allradfahrzeuge, hier gilt:
    • scharfe Kurven vermeiden
    • langsam Fahren und Schwung beibehalten
    • Allradantrieb einschalten
    • niedrige Gänge verwenden
    • Reifendruck ablassen, um die Traktion zu verbessern
  • am Strand gilt:
    • bei Ebbe oder innerhalb von 2 Stunden vor oder nach Ebbe fahren
    • Salzwasser vermeiden, auf härterem Sand zwischen Wasserlinie und Hochwassermarke fahren
    • Felsen, Pfützen oder Auswaschungen vermeiden
    • auf Fußgänger, Wildtiere und andere Fahrzeuge achten
  • auf unbefestigten Straßen mit Schotter, Sand oder Schmutz verlieren die Reifen ihre Bodenhaftung, daher gilt:
    • mindestens ein Rad auf dem Asphalt halten, da die Straßenränder instabil sind
    • Achtung Nachmittagssonne bei Fahrten in Richtung Westen ab 16 Uhr
    • auf Vieh oder Wildtiere, besonders nachts, achten – im Fall der Fälle langsamer fahren und hupen

Fazit: Alles in Maßen

Natürlich können Reiseblogs und Influencer-Tipps inspirierend und auch informativ sein. Sich ein paar Hoteltipps oder Vorschläge für Sehenswürdigkeiten aus dem Internet zu holen, ist auch nicht verwerflich. Dennoch sollten die Informationen, die die privaten Reisenden mit der Welt teilen, als das genommen werden, was sie sind: persönliche Tipps und Erfahrungen. Und das oft von Personen, die ein Land nicht lange (oder im schlimmsten Fall gar nicht) besucht haben und nur über Teilwissen verfügen.
 
Wer eine wirklich authentische, sichere und gut recherchierte Reise durch Australien möchte, wendet sich nach wie vor am besten an Expert:innen, die im Land leben. Denn sie kennen nicht nur die Tücken und Herausforderungen im urbanen und wilden Raum, sie warten zudem mit hilfreichem Insiderwissen und tollen Tipps auf.
 
Auf geht’s nach Down Under – gleich hier beraten lassen.